Wozu ist das Ganze gut? Und warum scheint es so schwer, Bodytypes zu erkennen? Und wozu soll der Blick auf Bodytypes und Kostümgeschichte gut sein?
Für mich hat die Beschäftigung mit Bodytypes vor allem eines gebracht: Ich habe verstanden, warum mir viele Dinge NICHT stehen. Wieviele Pullover oder Blusen habe ich gekauft und nach einmal
Tragen entsorgt! Ich dachte immer, ich hätte ein „ewiges Oberteil-Problem“. Endlich habe ich kapiert, dass ist ständig klassische Teile tragen wollte, die mir mit meinem breiten Rippenkasten,
breiten Schultern und kleinem Busen einfach nicht stehen.
Zu wissen, welcher Typ man - in etwa - ist, führt dazu, dass man nicht mehr hadern muss und sich selbst für fehlerhaft hält. Ständig werden Modetrends oder -ideale ausgerufen, denen wir folgen
sollen. Wenn wir wissen, dass sie für einen anderen Bodytype gedacht sind, können wir solche Aufrufe gelassen ignorieren. Z.B. wurde vor einigen Jahren der Bubikragen aktuell. Egal - wenn Sie
keine Gamine sind, tragen Sie das nicht! Derzeit wird u.a. der Boho-Style gefeiert. Aber wenn sie keine Natural sind - Finger weg. Wenn Sie eine Dramatic oder Flamboyant Gamine sind, lassen Sie
sich ja nicht irritieren, wenn Kurven, Taille und voller Busen als begehrenswert tituliert werden. Sie brauchen das nicht. Ihre Schönheit liegt woanders!
Bodytypes korrekt zu erkennen, kann verdammt tricky sein. Frauen können auch in dem für sie 'falschen' Outfit wunderbar fotografiert werden und gut aussehen. Pose, Licht und Styling helfen dabei.
Somit kursieren von vielen Prominenten Bilder, die darüber täuschen, welcher Typ sie in Wirklichkeit ist.
Exzessives Make Up und mehr noch Schönheits-OPs sind gang und gäbe geworden. Frauen lassen sich volle Lippen, schmale Nasen und kantige Wangenkonturen machen, Busen und Hinterteil verändern, Fett
absaugen und Haare implantieren. All das kann über den Bodytype ganz schön wegschummeln.
Man erkennt den Bodytype am besten in ungeschönten Bikinifotos an jungen, schlanken Frauen. Unter 21 ist der Typ oft nicht voll ausgeprägt und nicht verlässlich zu bestimmen. Über- und
Untergewicht verändern die Erscheinung und lassen des Bodytype oft nicht gut erkennen. Dennoch bleibt man natürlich immer der gleiche Bodytype: Aus einer Natural wird keine Romantic, nur weil sie
10 Kilo mehr hat. (Siehe auch Bodytypes und Übergewicht vom 26.August 2018)
Ab der Zeit des Wechsels verändern Hormone die Erscheinung bis zu einem gewissen Grad. Manchmal scheint es, als würde sich mit den Jahren den Bodytype verändern. Das tut er aber nicht - man
erkennt es daran, dass auch älteren Frauen die gleichen Linien gut stehen, die sie schon in jungen Jahren am besten getragen haben.
Und schließlich gibt es seit einiger Zeit immer mehr ModeblogerInnen, die Prominenten Bodytypes zuordnen, leider oft falsch und mit sehr wenig Verständnis für die Materie. Andere sind natürlich
großartig.
Am liebsten empfehle ich Aly Art und ihren Youtube-Channel. Die weiß, wovon sie redet!
Immer wieder haben Frauen das Pech, dass ihre jungen Jahre in einer Modezeit stattfinden, die ihnen nicht liegt. Wenn man z.B. als Soft Gamine oder Romantic in den 80er Jahren groß wurde, dann
mag man leicht zu der Überzeugung gelangen, „Mode ist nix für mich“. Solche Frauen ziehen sich manchmal für den Rest ihres Lebens in formlose, farblose Wallefetzen zurück, „Nummer
Sicher-Kleidung“, wie ich es nenne.
Wenn Sie - egal in welchem Alter - plötzlich in den Modeläden nichts mehr finden, das Ihnen steht, suchen Sie Ihren eigenen Stil und Alternativen. Werden Sie mutiger, statt zu resignieren.
Letztlich aber bedenken wir, auch die Kibbe-Bodytypes sind nur ein Spielzeug. Wem es Spaß macht, soll seinen Spaß daran haben. Wer gute Stylingtipps sucht, kann sie hierüber finden. Wer ungestört
einfach tragen will, was sie will, soll das bitte tun. Wenn Sie gerne Kleidung tragen, die angeblich nicht ihrem Typ entspricht, aber sie fühlen sich wohl darin - dann bleiben Sie dabei. Wir
haben es letztlich nur mit Styling zu tun - und das ist eine nette Nebensache im Leben. Nicht mehr und nicht weniger.