Mich hat immer schon gestört, dass man allen Menschen die gleichen Ernährungsrichtlinien empfiehlt.
Wenn wir uns verschiedene Menschen im Laufe ihrer Lebensdekaden ansehen, fällt doch auf, dass manche zu den glücklichen gehören, die nie zunehmen. Andere kämpfen ihr Leben lang gegen Rundlichkeit
oder Übergewicht. Und ja, manchmal verlieren sie den Kampf.
Ist es nicht offensichtlich, dass diese verschiedenen Menschen unterschiedlich essen müssen?
Manchmal werden diese Figurtypen bezeichnet mit den alten Begriffen „Leptosom“, das sind schmalgebaute, langgliedrige, schlaksige Menschen, die schwer Muskeln und Fett ansetzen; und „Pykniker“,
die gedrungeneren, fest gebauten Menschen, die leichter muskulös, aber auch oft immer runder werden.
Wichtiger ist jedoch die Unterscheidung zwischen Insulinsensitivität und Insulinresistenz, denn das ist es, was wirklich den Körper prägt.
Manche Menschen bleiben ihr Leben lang insulinsensitiv, egal wieviel Zucker und Junk Food sie essen, oder was immer sie sonst erleben. Sie werden nicht süchtig auf Essen. Sie nehmen kaum zu,
selbst wenn sie möchten. Sollten sie dennoch mal Übergewicht anlegen (was z.B. in der Lebensmitte durchaus passieren kann), dann sind es einige Kilos, die sie mit etwas Selbstbeherrschung und
Kalorienreduktion wieder los werden können.
Ausgerechnet aus dieser Gruppe rekrutieren sich viele Ernährungsberater. Deswegen sagen diese Ihnen, dass Sie Willenskraft brauchen und dass Sie Kalorien reduzieren sollen. Für sie selber
funktioniert es.
Doch wenn Sie, wie ich, zur zweiten Gruppe gehören, neigen Sie zu Insulinresistenz. Insulinresistenz ist keine fixe Größe, sie verändert sich im Laufe des Lebens. Sie mag erstmals - wie bei mir -
in der Pubertät auftreten. Bei vielen Frauen zeigt sie sich erstmals in der Schwangerschaft und kommt dann typischerweise im Wechsel wieder. Offensichtlich sind also Phasen der Hormonumstellung
Auslöser. Doch ebenso können, Stress, schlechte Ernährung, - Sie wissen schon: Zucker und Junk Food - schlechte Beziehungen, und alle möglichen anderen Stressoren inklusive Mangelernährung
zu erhöhter Insulinresistenz führen. Deswegen machen Diäten dick!
Das Resultat eines stetig zu hohen Insulinspiegels: wir essen zuviel, wir essen aus 'psychischen' Gründen (so fühlt es sich zumindest an), wir werden süchtig nach Essen, wir haben keine
Willenskraft. No Way.
Wenn Sie diesen Blog lesen, gehören Sie vermutlich zur zweiten Gruppe. Willkommen im Club, ArtgenossIn!
Übrigens: Insulinresistenz ist keine Krankheit, keine Störung. Schätzungsweise 60% aller Menschen gehören zur zweiten Gruppe. Insulinresistenz ist als evolutionäre Entwicklung von Vorteil für die
Erhaltung der Art. Jene Individuen, die in schlechten Zeiten einen Speckgürtel ansetzen können, überleben eher. Wir sind also völlig gesund und in Ordnung. Wir müssen nur anders essen.
Apropos: William Shatner und Leonard Nimoy sind gleich alt. Während William Shatner ein Projekt nach dem anderen dreht, ist Leonard Nimoy derzeit leider tot. R.I.P.
Daher also, Kopf hoch, sinnvoll essen und trotz dieser Veranlagung schlank werden.